Wer sich ein wenig mit britischer Kultur auskennt oder vielleicht den einen oder anderen Film geschaut hat, der aus dem Vereinigten Königreich kommt, wird wissen: Den Engländern, Waliser, Schotten und Nordiren ist das Teetrinken heilig. Doch was ist so besonders an dieser sogenannten Tea Time? Welche Gebäcke werden dabei gereicht und kommt zuerst die Milch in die Tasse oder doch das heiße Wasser? Diese Fragen und mehr beantworten wir Ihnen hier. Lesen Sie jetzt weiter!

Tea Time: Tradition aus vergangenen Tagen

Zwischen 15 und 17 Uhr ist meist Tea Time. Und das schon eine ganze Weile. Bereits im 17. Jahrhundert begannen die Briten sich zusammenzusetzen und eine ruhige Minute mit Keksen, Sandwiches und Tee zu verbringen. Eine willkommene Zwischenmahlzeit, die man ungern verpasst. Doch warum gibt es diese Tradition schon so lange?

Hier kommt der britische Überseehandel ins Spiel. Die Insulaner begannen zu diesem Zeitpunkt nämlich, verschiedene Sorten des heißen Getränks aus China zu importieren. Damals war das dementsprechend teuer und nur die wirklich Reichen konnten sich dieses Luxusgut leisten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Teetrinken zu einem allgemein beliebten Ritual. 1783 wurde dann die Steuer auf die getrockneten, schmackhaften Blätter gesenkt, sodass auch die Mittelschicht in den Genuss kam.

Doch gerade der berühmte Afternoon Tea wurde erst später populär. Die Einführung wird noch heute einer Hofdame Königin Victorias zugeschrieben, Anna, 7th Duchess of Bredford. Mittlerweile gehört es für viele zum Alltag dazu und ist aus der britischen Kultur nicht mehr wegzudenken. In einer Studie von 2016 landeten die Briten sogar auf dem 3. Platz des weltweiten Konsums von Tee pro Kopf. Ganze 1,94 Kilogramm kommen da bei einem Menschen zusammen.

Light, Afternoon oder doch High Tea?

Bei so viel Tee, den die Briten pro Jahr konsumieren, muss es ja jede Menge Gelegenheiten dafür geben. Wir haben für Sie deshalb mal die gängigen Zeitpunkte zusammengetragen, an denen Sie mit einer heißen Tasse des Aufgussgetränks rechnen können, wenn Sie das Vereinigte Königreich besuchen.

Bezeichnung Zeitpunkt Was gehört dazu
Early Morning Tea
  • bei vielen noch im Bett, direkt nach dem Aufstehen
  • oder zum Frühstück
  • typischerweise ohne Beilage
Light Tea
  • am Nachmittag, wenn nicht viel Zeit da ist
  • einfache Scones
Builder’s Tea
  • bei Bauarbeitern während der Arbeitspausen
  • starker Beuteltee mit viel Milch und Zucker
Five-o-Clock, Afternoon, low tea
  • zwischen 15 und 17 Uhr
  • Scones mit Clotted Cream und Erbeermarmelade
  • kleine belegte Sandwiches
High Tea
  • zwischen 17 und 19 Uhr
  • Mischung aus Afternoon Tea und Abendessen
  • kaltes Huhn, kalter Braten, Salate, gekochtes Gemüse, aber auch Früchte und Kuchen

Sie sehen: Die Engländer und Co. scheuen keine Gelegenheit, Tee zu trinken. Die sogenannte Tea Time ist also nur ein Oberbegriff für viele verschiedene Optionen, sich eine kleine Pause im Alltag zu schaffen. Zusammen oder allein: Das heiße Tässchen wird immer genossen. Doch was gehört alles dazu?

Welchen Tee trinken die Briten und wie bereiten sie ihn zu?

Natürlich gibt es gerade in einer so leidenschaftlichen Teetrinker-Nation unendlich viele Sorten, die Sie in den einschlägigen Geschäften oder im Supermarkt finden. Doch so traditionell wie die Briten eben sind, halten sich die meisten an eine Variante: die schwarze. Bekannte Arten für die Tea Time sind unter anderem:

  • Darjeeling
  • Earl Grey
  • Lady Grey
  • Ceylon
  • Assam
  • Yunnan

Übrigens: Mittlerweile sind natürlich auch Teebeutel in Großbritannien angekommen. Schließlich kann man ihnen ihre Praktikabilität nicht absprechen. Doch wenn Sie in einem alteingesessenen Lokal High Tea bestellen, werden Sie auf jeden Fall ein kleines Sieb mit den getrockneten Blättern bekommen. Über dieses wird kochendes Wasser gegossen, sodass sich das ganze Aroma entfalten kann.

Doch wie geben Sie das Gebräu richtig in Ihre Tasse und wann kommt die Milch hinzu? Die Frage entstammt noch aus früherer Zeit, in der sich nicht ganz so wohlhabende Menschen nur Kaffeegeschirr aus sehr dünnem Porzellan leisten konnten. Beim unmittelbaren Kontakt mit dem heißen Aufguss hätte dieses springen und kaputtgehen können. Aus diesem Grund wurde die Milch zuerst hineingegossen, damit die Temperatur ausgeglichen wird. Heute ist es tatsächlich egal, für welche Variante Sie sich entscheiden.

Was zur Tea Time gereicht wird

In unserer Tabelle oben haben wir bereits einige Gebäcke genannt, die typischerweise zur Tea Time angeboten werden. Denn letztendlich handelt es sich ja um eine Zwischenmahlzeit, bei der Sie ja auch etwas schnabulieren wollen. Deshalb haben es sich die Briten nicht nehmen lassen, die eine oder andere Gaumenfreude im Laufe der Jahre als festen Bestandteil mit einzubinden. Wir stellen einige vor.

Das kleine, luftige Gebäck: Scones

Auch wenn die Einzahl eigentlich Scone heißt, wird im Englischen immer vom Plural: Scones gesprochen. So gut wie sie schmecken, ergibt das natürlich Sinn, da man bei einem in den allermeisten Fällen nicht aufhört. Doch was versteckt sich dahinter? In der Form her erinnern Sie an kleine Brötchen, jedoch verfügen sie nicht über eine Kruste und sind sehr weich. Das liegt unter anderem daran, dass kalte Butter eingearbeitet wird und nachdem die Milch dem Teig zugeführt wurde, nur wenig geknetet werden darf.

So pur würden sie wahrscheinlich zwar schon schmecken, aber traditionellerweise gehört da noch die Erdbeerkonfitüre und die Clotted Cream dazu. Letzteres ist eine Art dicker Rahm, der vom Geschmack her Mascarpone ähnelt. Suchen Sie am besten ein englisches Spezialitätengeschäft in Deutschland auf, um das Original auch einmal zu probieren.

Und wie sollen Sie das Ganze essen? Nun, hier gibt es ebenfalls verschiedene Varianten, die von der Region abhängig sind. Manche Briten schwören darauf, die Scones aufzuschneiden und dann zuerst die Konfitüre und dann die Creme darauf zu streichen. Andere wiederum machen es genau andersherum. Und dann gibt es noch die, die das Gebäck gar nicht erst aufschneiden, sondern einfach nur auf die erstbeste Stelle die zwei Komponenten in der gewünschten Reihenfolge auftragen.

Der Klassiker aus Schottland: Shortbread

Sie lesen es bereits in unserer Überschrift: Vor allem zur schottischen Tea Time wird Shortbread gereicht. Doch mittlerweile ist es durchaus überall auf der Welt bekannt und beliebt. Dabei könnten die Zutaten nicht simpler sein. Es handelt sich nämlich um ein Mürbeteiggebäck, das aus Zucker, Mehl und Butter besteht. Auf ein Triebmittel wird dabei komplett verzichtet. Bei manchen modernen Rezepten fügen die Bäcker Kristall- oder Puderzucker oder auch eine kleine Prise Salz hinzu.

Ihnen wird mit aller Wahrscheinlichkeit eine der drei Formen bestimmt schon einmal begegnet sein. Zunächst sind da die „Fingers“, die quaderförmig und eben so lang wie ein Finger sind. Dann gibt es die „Rounds“, die einen Durchmesser von rund 5 cm haben. Und zu guter Letzt sind die „Petticoat Tails“ ebenfalls bekannt. Hier werden aus Scheiben von einem Durchmesser von 15 bis 20 cm vorgestanzte Kreissegmente herausgebrochen.

Sandwiches: der herzhafte Snack

Bestellen Sie zur Tea Time in einem Lokal den sogenannten High Tea, dann werden Ihnen neben süßen Speisen, wie eben Scones oder Shortbread, auch immer die herzhaften Sandwiches serviert. Diese kommen in der Regel hübsch drapiert auf einer Etagere, sodass Sie sich Ihre liebste Sorte einfach nur nehmen müssen.

Und, wer hätte es gedacht, auch hier gibt es altbewährte Rezepturen, auf die Sie sich dabei freuen können. Dabei ist bei allen gleich, dass es sich um ungetoastetes Weißbrot handelt, bei dem die Kruste abgeschnitten wurde. Zwischen die zwei Scheiben wird beispielsweise immer wieder gern Frischkäse mit Salz und Pfeffer verstrichen und darauf dünne Scheiben Gurke gelegt. Statt der Gurken kann auch z. B. Lachs zusammen mit Dill oder ein einfacher Eiersalat garniert mit Kresse verwendet werden. Sie sehen schon: So stillen Sie ein kleines Hüngerchen gut. Probieren Sie es doch einmal aus und genießen Sie!

Weiterführende Links:

www.tea-and-scones.de/afternoon-tea/
www.falstaff.de/…/teatime-geschichte-und-wissenswertes/
www.de.wikipedia.org/…/Britische_Teekultur
www.statista.com/…/global-per-capita-tea-consumption-by-country/
www.de.wikipedia.org/…/Shortbread