Schon seit fast 500 Jahren ist die Spezialität im Osten Deutschlands bekannt und trifft auch über die Grenzen hinaus auf immer mehr Liebhaber. Die Rede ist von den sogenannten Reformationsbrötchen bzw. -broten. Diese süßen Leckereien werden nur am 31. Oktober selbst angeboten und sind vielerorts fester Teil der Tradition. Wir verraten Ihnen ihre Bedeutung und geben Ihnen ein ganz besonders leckeres Rezept mit!

Der 31. Oktober als Feiertag – Süßes oder Saures?

Heute kennen viele den 31. Oktober vor allem in Hinsicht auf Halloween: Mal mehr, mal weniger gruselig verkleidete Kinder ziehen um die Häuser und bitten um Süßigkeiten. Doch das ist eigentlich eine keltische Tradition und hat nichts mit dem christlichen Feiertag zu tun. Schon seit mehreren hundert Jahren feiert man nämlich an diesem Datum in unserem Land den Reformationstag.

Die Geschichte des Reformationstages

Im Grunde handelt es sich beim Reformationstag um das protestantisch-evangelische Gegenstück zum katholischen Allerheiligenfest, welches am 1. November gefeiert wird. Er erinnert an die Reformation der Kirche im 16. Jahrhundert, die von Martin Luther angeführt wurde. Damals hatte sich die kirchliche Gemeinde immer weiter von den Predigten Jesu Christi entfernt. Die neuen Ideale trafen auf große Kritik unter den Gläubigen, welche eine Reformation forderten.

Martin Luther, der als Mönch im Augustinerorden eingetreten war und in Wittenberg begonnen hatte Theologie zu studieren, war einer dieser Protestierenden. Vor allem der Ablasshandel – man könne Geld zahlen und die Sünden seien vergeben – hinterließ bei ihm einen bitteren Nachgeschmack. Darum verfasste er insgesamt 95 Thesen und verbreitete sie unter den christlichen Gelehrten.

Eine Statue von Martin Luther mit einem Buch in der Hand
Foto: © falco, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Der Geschichte nach nagelte er diese Thesen am 31. Oktober 1517 – dem Vortag des Allerheiligenfestes – an die Tore der Schlosskirche in Wittenberg. Bis heute kann man sich jedoch nicht völlig sicher sein, dass dies wirklich so geschehen ist. Fakt ist aber, dass diese vermeintliche Aktion Ausgangspunkt für die Einführung des Reformationstages in den protestantischen Bundesländern war.

In welchen Bundesländern ist Reformationstag Feiertag?

Der 31. Oktober als Feiertag besteht heute nicht mehr nur in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Seit 2018 gilt er auch in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen als solcher. Diese Länder hatten zuvor weder diesen, noch Allerheiligen.

Erstmalig wurde der Tag übrigens kurz nach Luthers Tod eingeführt. Obwohl die Reformation und damit auch die Abspaltung von der katholischen Kirche natürlich nicht von einem auf den anderen Tag erfolgte, war in dieser Zeit durchaus schon ein deutlicher Fortschritt zu erkennen. Offiziell zum Gedenktag ernannt wurde der 31. Oktober dann 1667 von Johann Georg II. von Sachsen.

Übrigens: 2017 feierte man den Tag sogar in ganz Deutschland. Der Anlass war hier das 500-jährige Jubiläum des vermeintlichen Thesen Aufhängens.

Das traditionelle Reformationsbrot

Eine Besonderheit bringt der Feiertag noch mit sich. Wie man in den katholischen Gemeinschaften am Sankt-Martins-Tag eine süße Brezel vernascht, so findet man am Ehrentag Luthers das Reformationsbrot oder die Reformationsbrötchen in vielen evangelischen Bäckereien. Sie sollen an die Lutherrose erinnern und sind in deren Form ausgebacken.

Die Luther- und Reformationsbrötchen zeichnen sich dabei durch ihre vier Spitzen aus, in deren Mitte sich ein wenig rote Konfitüre befindet. Während die Lutherrose eigentlich 5 Blätter hatte, ließ sich das beim Backen schwerer umsetzen und wurde darum so stilisiert. Mit traditionellen Semmeln oder Brötchen hat es also nur noch leichte Ähnlichkeit. Besonders weit verbreitet ist dieses kleine Gebäck übrigens rund um Leipzig.

Das Reformationsbrot hingegen wird meist ähnlich wie ein Stollen oder Osterbrot gebacken. Dabei bekommt es jedoch in der Oberschicht zwei Einschnitte, die sich zu einem Stern ausbacken. Zum Schluss wird das Ganze mit einer dicken Schicht Puderzucker und einigen Mandeln verziert. Es ist im Raum um Dresden am bekanntesten.

Ganz einfach nachgemacht: Rezepte für Reformationsbrötchen & -brot

Vielleicht leben Sie nicht in Thüringen, Sachsen oder Sachsen-Anhalt und finden darum in Ihrer Gegend keine Reformationsbrötchen. Oder Sie wollen einfach Ihren ganz eigenen Gaumenschmaus herstellen. Egal, was der Grund ist, wir helfen Ihnen gern und haben darum zwei leckere Rezepte für die traditionellen Luthergebäcke zusammengestellt. Sie benötigen noch die passenden Backzutaten? Dann schauen Sie doch einmal in unserem Online-Shop vorbei!

Das Reformationsbrötchen-Rezept

Beginnen wir mit den kleinen Lutherbrötchen – also den sternförmigen Leckereien mit der Marmelade in der Mitte. Zunächst brauchen Sie für ca. 15-20 Brötchen:

  • 800 g Mehl
  • 90 g Zucker
  • 1 TL Salz
  • 800 ml Milch
  • 200 g Butter
  • 15 g Frischhefe
  • 60 g Honig
  • 250 g geriebene Mandeln
  • 500 g Sultaninen
  • 200 g Zitronat
  • 50 g Orangeat
  • Rote Marmelade nach Wahl
  • Etwas Puderzucker zum Bestreuen

Und so geht es:

  1. Bevor Sie mit dem Backen beginnen können, müssen Sie eine Früchte- sowie die Butter-Mandel-Mischung herstellen. Dazu vermengen Sie die Sultaninen, das Orangeat und Zitronat mit 250 ml Milch. Lassen Sie das Ganze für einen Tag quellen.
  2. Widmen Sie sich dann der Butter-Mandel-Mischung: Zunächst die Mandeln mit 60 ml heißer Milch vermischen. Dazu kalte Butter, Zucker und Honig geben und gut umrühren. Ebenfalls einen Tag kühl lagern.
  3. Am Tag des Backen stellen Sie außerdem ein Mehlkochstück her: Dazu 250 ml Milch mit dem Salz aufkochen lassen. Mehl hinzugeben und gründlich rühren, bis ein Brei entsteht. Abdecken und für ca. 4 Stunden bei Raumtemperatur abkühlen lassen.
  4. Verkneten Sie nun das Mehlkochstück mit allen übrigen Zutaten außer der Marmelade und dem Puderzucker – also mit de restlichen Mehl, Milch und Hefe. Ist ein fester, nicht mehr klebender Teig entstanden, geben Sie die Butter-Mandel-Mischung und anschließend die Früchtemischung hinzu und kneten Sie diese ein. Lassen Sie das Ganze nun für 24 Stunden ruhen.
  5. Am nächsten Tag teilen Sie den Teig in 15 bis 20 Stücke und formen sie zu Kugeln. Diese ein wenig platt drücken und an 4 Stellen (90° Winkel) etwa ein viertel des Durchmessers einschneiden. In der Mitte eindrücken und einen Teelöffel Marmelade einfüllen.
  6. Nun bei 200°C (Ober-/Unterhitze) für ca. 15 bis 20 Minuten backen. Danach mit Puderzucker bestreuen.

Die fertigen Reformationsbrötchen sind über mehrere Tage haltbar. Ist es jedoch sehr warm, sollten sie der Marmelade wegen lieber kühl gelagert werden.

Und das Reformationsbrot?

Das Lutherbrot ist etwas unkomplizierter zuzubereiten und vor allem im Raum Dresden weit verbreitet. Im Rezept ähnelt es einem Osterbrot. Sie brauchen folgendes:

  • 250 ml Milch
  • 50 g Butter
  • 500 g Mehl
  • 30 g Zucker
  • 40 g Trockenhefe
  • 100 g Rosinen
  • 50 g gehackte Mandeln
  • 1 EL gehacktes Zitronat
  • 1 TL geriebene Zitronenschale
  • Etwas Puderzucker zum Bestreuen (alternativ Zuckerguss)

Und so backen Sie Ihr Reformationsbrot:

  1. Geben Sie zunächst das Mehl mit der Hefe und 8 EL Milch in eine Schüssel. Kneten Sie das Ganze und lassen Sie es für 2 Stunden abgedeckt gehen.
  2. Danach Zitronat, Rosinen, Butter und Zitronenschale zum Teig geben und vermengen. Anschließend die restliche Milch mit eingießen und verkneten. Nochmals für 2 Stunden gehen lassen.
  3. Erneut durchkneten und ein rundes Brot formen. Dieses in der Mitte kreuzförmig einschneiden.
  4. Im Backofen bei 200°C (Ober-/Unterhitze) für 20 bis 30 Minuten backen. Mit einer Rouladennadel können Sie die Festigkeit prüfen.
  5. Zum Schluss das Lutherbrot mit Puderzucker bestreuen oder Zuckerguss übergießen.

Das Brot hält sich ebenfalls über mehrere Tage hinweg auch ungekühlt. Wahlweise können Sie es noch zusätzlich mit Mandeln bestreuen oder vor dem Backen etwas Konfitüre in die Schlitzen füllen.

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Quellen
www.praxistipps.focus.de/reformationstag-bedeutung-und-geschichte-des-feiertags_104974
www.feiern-online.de/…/reformationstag.htm
www.innungsbaecker.de/die-deutschen-innungsbaecker-und-das-reformationsjubilaeum/
www.otz.de/…/reformationsbroetchen-suesses-gebaeck-mit-geschichte-id224763685.html
www.landeskunde.wordpress.com/…/reformationsbrotchen-oder-reformationsbrot/
www.ploetzblog.de/…/reformationsbroetchen-lutherbroetchen/
www.kochbar.de/…/Reformationsbroetchen.html